Freitag, 22. August 2008

10.000 B.C. (2008)

(bildquelle: filmstarts.de)

Der Inhalt ist schneller erzählt, als ein Mammut furzt:

10.000 Jahre vor der Zeitrechnung: Der Jäger und Sammler D'Leh erobert der Herz seiner Angebeteten, Evolet durch seinen Mut während einer Mammut-Jagd. Alles könnte so schön sein, aber am nächsten Morgen werden Evolet und andere Mitglieder ihres Stammes von Jägern einer fremden, bösen Hochkultur entführt, um als Sklaven für diese zu schufften. D'Leh und ein paar andere verfolgen die Entführer und ihre Opfer. Dabei geraten sie in eine vollkommen neue und weit, weit entfernte Zivilisation. Und müssen diversen Gefahren strotzen sowie ihren Mut beweisen, um ihre Lieben zu befreien...

Gott, was für ein hundsdummer Inhalt! Gott, was für ein dünnes Drehbuch!

Dieser Film, im März 2008 auf Geldjagd geschickt, musste sehr viel Kloppe einstecken. Sowohl von Kritikern, als auch vom Publikum. Wahrscheinlich haben die meisten erwartet, hier eine ansprechende Verfilmung über das Leben eines Stammes gutaussehender Mammut-Jäger zu sehen.

Selbst der Dümmste hätte es beim Blick aufs Filmplakat, und besonders beim Erhaschen des Namen "Roland Emmerich" unter "Regie", besser wissen müssen.

Herr Emmerich steht nicht unbedingt für anspruchsvolle Filme. Oder für eine komplexe, ausgefeilte Geschichte.

Herr Emmerich ist der Blockbuster-Mann! Der könnte selbst Leben und Tod von Christina, der Eintagsfliege, aufregend auf die Leinwand bringen.

Mit anderen Worten: was hier geboten wird, ist inhaltlicher Dreck, rasant umgesetzt, gespickt mit sehr netten Computeranimationen, viel zu schönen Schauspielern und ein bisschen Emotion.

Also ein 0815-Hollywoodfilm. Naja, und das weiß man doch vorher, wenn man in seinem Leben mehr als 3 Filme gesehen hat und den Namen des Regisseurs (der ja nun mal nicht SO unbekannt ist) hört. Und der Trailer zum Film suggeriert auch nicht mehr, als hier enthalten ist.
er sagt: Action! Action! Action!

Sicherlich ist Action! nicht zwangsläufig mit einem intelligenten Plot verbunden. Erst recht nicht, wenn Urmenschen auf Mammuts herumspringen, als würden physikalische Gesetzte für sie nicht gelten. So zeigt es auch schon der Trailer.

Es ist nun mal ein Film.

Fantasy, um genau zu sein. Da suche ich nicht nach Realismus. Nicht die Spur.

Bemängelt wurden von Kritikern und Publikum besonders die inhaltlichen, weil unrealistischen, Zeitsprünge. Der Film beginnt in einer eisigen Berglandschaft, vermutlich die letzte größere Eiszeit. Mammuts gelten als Delikatesse (sie sind ja offensichtlich auch schwer zu fangen). Und eine hellsichtige Stammesälteste, die in die Zukunft sehen kann, gibts auch.

Während der Verfolgungsjagd finden sich die Helden plötzlich in einer Dschungellandschaft wieder, in der riesige, vogelähnliche "Hühner" hinterfotzig auf Beutejagd (unsere Helden) gehen. Die erinnern aber nun mal bisschen an Dinosaurier. Achja, und Säbelzahntiger hüpfen auch herum.

Tja und das Finale bietet auf einmal ein Volk, das an die Hochkultur der alten Ägypter angelehnt ist. Mit Pyramidenbau, Sklaven, Gottähnlichen Herrschern und dem ganzen Gezappel.

Fantasy ist nun mal das, was das Wort verspricht: Fantasie. Utopie. Hirnmüll, was auch immer.

Aber zu keinem Moment will ein Fantasyfilm dem Zuschauer die Realität präsentieren. Weder die historische Realität, noch die alltägliche.

Es wird eine komplett fiktive Geschichte, in einer fiktiven Welt erzählt. Ob sich eine Fantasygeschichte dabei Elemente aus der realen Welt ausborgt (Mammuts, Pyramiden), ist egal. Der Kontext, in welchem das Werk präsentiert ist, endet immer im fantastischen.

So auch hier. Letztendlich erzählt der Film eine sehr simple Geschichte über Liebe und Zusammenhalt, angesiedelt in einer scheinbar prähistorischen Umgebung.

Mehr nicht.

Die Mammuts und Pyramiden, sowie bösartigen "Riesenhühner", sind simple Schauwerte, die so eine dünne Geschichte aufregend gestalten sollen.

Betrachtet man den Film aus solch einem Winkel, ist er wahrscheinlich auch erträglicher.

Mir hat er jedenfalls ganz gut gefallen. Ich bin nicht vor Aufregung vom Sessel gefallen, noch war ich baff, was die inhaltlichen Wendungen angeht.

Er ist schön anzusehen, die Helden sind symphatisch und die Umsetzung ist spannend.

Also pure "Gib-dein-Hirn-an-der-Tür-ab"-Unterhaltung. Reicht locker für einen Filmabend mit den Kumpels.

7/10 Punkten.

PS: Ich frage mich ernsthaft, warum Filmkritiker heutzutage oder überhaupt im Film und Fernsehen Realismus erwarten...

Die Schwester der Königin (2008)

(bildquelle: filmstarts.de)

Auf der DVD-Hülle steht hinten kurz der Inhalt drauf. Wie schön, wenn man keinen Bock hat, sich was aus den Fingern zu saugen, einfach abtippen:

"Die Schwester der Königin erzählt die Geschichte der schönen Geschwister Anne und Mary Boleyn, zu einer Zeit, in der in Europa Geschichte geschrieben wurde. Getrieben vom blinden Streben ihrer Familie, kämpfen die Schwestern um die Liebe zum attraktiven wie leidenschaftlichen König Heinrich VIII. Während sich letztlich beide das Bett des Königs teilen, kann nur eine den Thron erklimmen. Für eine stürmische Regentschaft, die schon nach kurzer Zeit ihr tragisches Ende nimmt... durch das Schwert des Henkers."

Der Film basiert auf dem Buch "The Other Boleyn Girl" der Autorin Philippa Boyen. Steht im Buch eher der Charakter der Mary Boleyn im Vordergrund, legt der Film sein Hauptaugenmerk eher auf Anne Boleyn. Also die, die nach erfolgreichem Beischlaf mit Heinrich VIII zur Königin wurde.

Wenn auch nur für Tausend Tage. Aber immerhin.

"Die Schwester der Königin" glänzt vor allem durch oberflächliche Schauwerte. Da haben wir zum einen tolle Kostüme und Kulissen. Und nicht zu vergessen, zwei der schönsten Schauspielerinnen, die es momentan gibt: Natalie Portman und Scarlett Johansson (Oh Scarlett!).

Die Mädels sind in jeder Szene äußerst vorteilhaft in Szene gesetzt. Ob durch Wiesen und Wälder spazierend. Ob durch ein Schloß huschend. Ob mit Rotz und Wasser besudelt... Natalie und Scarlett sehen IMMER toll aus.

Wo wir auch schon beim Thema wären...

Inhaltlich erinnert das Ganze an eine Seifenoper. Und zwar zu 100 Prozent:

"Oh Mary, der König hat mich gefickt!"
"Schön für dich, mich auch!"
"Ich hatte eine Totgeburt"
"Tut mir leid. Jetzt wird mein Bastard wohl der Thronerbe."
"Pah! Ich bin jetzt übrigens die Königin von England."
"Du Fotze! Du hast mich hintergangen!"
"Es war nur zu deinem Besten!"
"Ich habe gehört, du fickst mit unserem Bruder, Schwesterherz. Schäm dich!"
"Das ist eine LÜGE!"
"Nein ich bin unschuldig!"
"Träum weiter. Okay, ich frage den König ob er dir vergibt. Dann wird alles gut und wir können wieder um die Wette lustige Motive in Teppiche sticken."
"Mary, Eure Schwester ist eine dreckige Hure!"

*KOPF AB*

*ABSPANN*

Intrigen, Geficke (züchtig, weil FSK 12), und Eric Bana als fehlbesetzter Heinrich VIII.

Ach, es klingt schlimmer als es ist! Ehrlich! Die Story ist überzogen, von historischer Korrektheit ganz zu schweigen.

Aber was sagt das schon? Ein Film ist kein Geschichtsbuch. Ein Film funktioniert, in dem er dem unbedarften Zuschauer weiss macht, GENAUSO SO wäre es im wahren Leben geschehen.

Gott, und was haben die (weiblichen) Zuschauer für Mitleid mit diesen vom Schicksal (und dem Pimmel des Königs) arg gebeutelten Weibsbildern! Auf einer emotionalen Ebene liefert der Film ganze Arbeit. Man bedauert, mehr oder weniger. Was nehmen die Mädels doch alles auf sich, um dem Wunsch ihrer skrupellosen Familie nach mehr Macht zu entsprechen?

Geliefert wird Drama ohne Ende. Ein Kampf zwischen Schwestern um das Bett des Königs. Wer als erste einen männlichen Säugling aus ihrem Körper presst, hat gewonnen. Wird Königin und lebt zufrieden und mächtig bis an ihr Lebensende. Bis ihr schöner Nacken zufällig die Bekanntschaft eines scharfen Schwertes macht.

Frauen waren damals Spielbälle und Muschis für einflussreiche, selbstverliebte Männer. Alle Kerle waren böse und schwanzgesteuert. Beziehungsweise, entsprachen einfach nur ihrer Natur.

Leider verpasst es dieser Film, die Thematik storytechnisch ansprechend rüber zu bringen. Wie das im Buch gehandhabt wurde, kann ich nicht beurteilen, da ich selbiges nie gelesen habe und auch nicht lesen werde.

Oberflächlichkeit überwiegt. Wie oben bereits erwähnt, stimmen die Schauwerte. Verpackt in wunderschöne Bilder, untermalt von ebenso wunderschöner Musik hüpfen die wunderschönen Darsteller, verpackt in wunderschöne Kostüme durch wunderschöne Kulissen. Gejagt von einem weniger schönen Drehbuch und häßlichen Dialogen.

Sowas nennt man auch Edel-Trash.

Scarlett und Natalie bemühen sich sehr um ihre eindimensionalen Charaktere. Sie geben ihr Bestes und überzeugen auch halbwegs in diesem Kitsch. Man merkt, dass sie an irgendeinem Punkt einen großen Glauben in diesen Film gesetzt haben.

Scarlett und Natalie sind dann, neben dem Produktionsaufwand, auch das Highlight von "Die Schwester der Königin."

Sehr viel sollte man nicht erwarten. Der Film unterhält, hat dieses Ziel schon mal erfüllt.

Aber er wird wohl aufgrund seiner Kritikpunkte in Erinnerung bleiben, und weniger als wertvoller Beitrag zur englischen Geschichte.

Frauen werden sagen "Oh wie schön!" während Männer den Film eher auf die Größe des Dekollté von Scarlett und Natalie reduzieren werden.

Montag, 18. August 2008

Star Trek: Voyager Staffel 7 (2000-2001)



Ich liebe DVDs.

Ehrlich.

Da ja zur Zeit nur Scheiße im Fernsehen läuft, greift der geneigte Liebhaber ordentlicher Unterhaltung, auf der nicht gerade "CSI" oder "DR. HOUSE" draufsteht, ja gerne zu den Perlen aus der Vergangenheit zurück.

Und da fiel mir die 7. Staffel der Sci-Fi-Serie Star Trek: Voyager in die Hände. Es ist egal, dass es die 7. Staffel ist. Für mich spielte eher der Titel "Voyager" eine Rolle.

Ich habe nicht vor, mich als Trekker zu outen. Zugegeben, dieses Franchise übte während meiner Pubertät, als mein Charakter zwischen "Arschloch" und "Schizophren" stark pendelte, einen großen Reiz aus. Ich habe The Next Generation geliebt. Ebenso Deep Space Nine und, wie sollte es anders sein, auch Voyager.

Das ließ mit dem Erwachsenwerden und der Vorliebe für andere Genre-Vertreter nach.

Bis jetzt.

Über Voyager wurde ja während ihrer Laufzeit viel Böses berichtet. Die Serie sei dumm. Blöd. Langweilig. Im Trek-Canon untragbar (was auch immer).

Naja, die intelligenteste Show ist sie mit Sicherheit nicht. Dumm? Nicht wirklich. Langweilig ganz und gar nicht. Untragbar absolut nicht.

Ich würde sie so beschreiben: Bunt, kurzweilig, emotional, humorvoll. Mit anderen Worten: wunderbare Unterhaltung. Wer mehr erwartet ist selber schuld.

Die Geschichten (der 7. Staffel) sind abwechslungsreich und interessant. Es sind sogar eine ganze Reihe sehr guter und zum Nachdenken anregender Episoden dabei. Wenn man mal das typische, sich selbst viel zu ernst nehmende Star Trek Geseiere ausklammert, bietet sich hier eine Show an, die, rückblickend, auch heute noch bestehen kann.

Die Charaktere wurden im Laufe der Jahre gut aufgebaut. 3dimensional sind nur ein paar. Aber hier muss man Abstriche machen, aufgrund ihrer Künstlichkeit. Im Kontext der Serie allerdings, also im Action-Adventure-Bereich, funktionieren sie wunderbar.

In der 7. Staffel fallen zwei in ihrer Entwicklung ganz besonders auf: Seven of Nine (die auf hyperintelligentes Babe getrimmte Ex-Borg-Drone) und Der Doktor (das eigenwillige Hologramm). Von den Autoren der Serie konzipiert, um dem Menschen (dem Zuschauer) zu zeigen, warum der Mensch Mensch ist.

Beide erleben ihre Humanisierung auf unterschiedliche Weise. Seven of Nine lernt ihre emotionale Seite kennen. Liebe, Trauer, Wut. Sie darf das mindestens einmal erleben, lernt davon und macht sich dies zu Eigen. Loben muss ich dabei Jery Ryan, die die Ehre hatte, diesen eigenwilligen Charakter zu verkörpern und das auch wundervoll getan hat

Der Doktor, als künstlich erschaffenes Wesen, macht einen goßen Schritt zu einer richtigen Person mit entsprechenden Rechten und Privilegien. Wenn er auch nicht aus Fleisch und Blut besteht, sondern aus Holo-irgendwas, ist er der wohl menschlichste Charakter der Serie. Sein Darsteller, Robert Picardo, war auch in der 7. Staffel (vielleich auch besonders in jener), ein Highlight. Nicht umsonst galt seine Rolle bei den Zuschauern wohl als die beliebteste.

Ein paar klasse Episoden seien hier genannt:

"Kritische Versorgung" - eine Doktor-Folge, in welcher er die Vor- und Nachteile einer Zivilisation mit einer Art Hierarchie-Krankenversorgung erleben darf. Gut gemachte Kritik am amerikanischen (und mittlerweile auch am deutschen) Gesundheitssystem.

"Fleisch & Blut" - ein Zweiteiler über die Rechte von Hologrammen. Kann man auch als Kommentar zur Zwangsarbeit/Sklaverei verstehen. Action mit Anspruch, wenn auch mit der Holzhammer-Methode serviert.

"Zersplittert" - Zeitreisegeschichte um Chakotay (der Mann mit dem lustigen Tattoo auf der Stirn), in der die Voyager in verschiedene Zeitebenen zersplittert ist. Mal Vergangenheit, mal Gegenwart. Hier werden vergangene Ereignisse aus einer neuen Perspektive betrachtet. Sehr hübsch gemacht mit detailgetreuer Rekonstruktion alter Episoden und Bekanntschaften.

"Abstammung" - Tom Paris und B'Elanna erwarten ein Kind. Ein Mischlingskind, das in B'Elanna Erinnerung an ihre von Rassismus geprägte Kindheit weckt. Sehr guter Kommentar zur heutigen Möglichkeit gentechnischer Veränderung des Erbgutes. Klasse gespielt und umgesetzt.

"Arbeiterschaft" - Zweiteiler, in dem die Voyagercrew an Amnesie leidet und auf einem fremden Planeten ein anderes Leben lebt. Schöne, nachdenkliche Was-wäre-wenn-Abenteuergeschichte. Besonders glänzen kann hier Kate Mulgrew als Captain Janeway, in einer etwas anderen Rolle. ;-)

"Menschlicher Fehler" - Seven of Nine benutzt eine holografische Nachbildung von Chakotay, um zu erfahren, wie es ist, sich zu verlieben. Und verliert sich in einer Simulation. Jery Ryan darf hier nochmal zeigen, was sie kann. Auch Robert Beltran als Chakotay spielt gut auf. Romantisch und Traurig. Hier werden die Grundlagen für die Seven of Nine/Chakotay Romanze gelegt.

"Rennaissance Mensch" - Der Doktor will einen Holografischen Roman über die Crew der Voyager veröffentlichen und sieht sich mit diversen Problemen konfrontiert: dem Entsetzen der Crew über deren "unrealistische" Darstellung, sowie der Tatsache, dass er vor dem Gesetz nicht als Person akzeptiert wird. Die Episode ist in der ersten Hälfte zum Brüllen komisch, dann sehr nachdenklich, als der Doktor darum kämpft als Lebewesen anerkannt zu werden. Eine starke Episode über das Recht als Person.

"Endspiel" - Finale der Serie. Hier wird noch mal alles geboten, was die Serie stark macht: eine spannende, halbwegs komplexe Handlung, tolle Darsteller, sehr gute Effekte. Das Ende an sich ist, als die Voyager endlich die Erde erreicht, leider viel zu kurz geraten und wirkt zu hastig. Trotzdem ein tolles Finale, auch dank Kate Mulgrew, die eine großartige Janeway-Show abgibt.

Die 7. Staffel zeigt die Serie von ihrer besten Seite. Richtige Verrecker sind keine dabei. Das Produktionsniveau ist äußerst hoch, was Schnitt, Effekte, Beleuchtung und Kameraführung betrifft. Auch die Schauspieler sind die meiste Zeit über sehr gut.

Die Geschichten treffen nicht immer ins Schwarze. Aber wer kann sich schon 26 sehr gute Episoden aus den Fingern saugen? Genau, niemand kann das.

Ich bin jedenfalls froh, die Serie wieder entdeckt zu haben. :)

Freitag, 15. August 2008

Misery (1990)

(bildquelle: filmstarts.de)

Ganz schnell, und klitzeklein, der Inhalt:

Der berühmte Romanautor Paul Sheldon ist auf dem Weg durch eine verschneite Landschaft, um sein neuestes Manuskript abzugeben, als er in einen Blizzard gerät und einen Unfall baut. Annie Wilkes, Sheldons "Größter Fan", findet ihn und versorgt seine schweren Verletzungen. Zuerst ist Paul Sheldon ihr sehr dankbar für die Rettung, doch das ändert sich, als Annie sich als etwas zu treuer Fan entpuppt und Paul's Leben buchstäblich an seiner Kreativität hängt...

MISERY basiert auf dem gleichnamigen Roman von Stephen King und gilt als Klassiker des Horror-Films.

Nun als Horrorfilm würde ich den Streifen nicht bezeichnen. Eher als Psychothriller. Horror wäre in diesem Fall eine abwertende Bezeichnung. Denn "Misery" ist tolles Kino. 1990 produziert, ist hier Kathy Bates als verrückte Annie Wilkes in der Rolle zu sehen, die wohl ihr Durchbruch beim Publikum, bei Kritikern und Hollywood-Studios gleichermaßen war. Sie erwies sich wohl auch aufgrund ihres Aussehens als Idealbesetzung für Annie Wilkes. Sie erscheint auf den ersten Blick harmlos und bieder, bis sie das erste Mal so richtig ausflippt.

Ich will nicht all zu viel in den Film hinein interpretieren, aber die Handlung um den "Größten Fan", und den Konsequenzen, so bald das Objekt der Begierde dem Fan wehrlos ausgeliefert ist, erinnert mich sehr an die heutige Problematik des "Stalking". Da gibt es ja ein paar Promis, die mit einem derartigen Problem leben müssen. Und bei dem einen oder der anderen ging das ganze wohl auch schon schief.

Der Charakter der Annie wird zwar von Grund auf als irre gezeichnet, aber die Parallelen zum "Stalking" sind durchaus vorhanden. Ob es so gewollt ist, bezweifle ich. Aber aus heutiger Sichtweise macht das den Film natürlich interessanter als er ohnehin schon ist.

James Caan spielt den armen Paul Sheldon. Sehr gut, finde ich. Seine Darstellung verblaßt natürlich gegenüber Kathy Bates, aber sie ist deswegen nicht weniger gut. Kathy durfte etwas mehr aufbrausen, während James eher ein subtiles Grauen vermitteln durfte.

Was mir besonders an seinem Schauspiel gefällt, ist der schwarze Humor, mit dem er seine Rolle anging. Er bringt im Laufe des Filmes ein paar herrliche Gesichtsausdrücke zustande, mit denen er Annie Wilkes Wahnsinn wortlos kommentiert.

Gerade der Wechsel von anfänglicher Verwirrung über "Scheiße wo bin ich hier hingeraten" bis zu "Wart's ab, du Miststück" ist ihm ausgezeichnet gelungen. Der Typ ist einfach sympathisch, und selbst die Art und Weise, wie er sich im Finale seiner Nemesis entledigt, wird bei den (meisten) Zuschauern auf große Gegenliebe stoßen.

Über Kathy Bates Schauspielkunst wurde schon sehr viel geschrieben. Aus diesem Grund spare ich mir meinen Senf. Nur soviel: den Oscar für ihre Darstellung des "Größten Fan" hat sie nicht zu Unrecht bekommen. Sie ist gleichzeitig urkomisch und abgrundtief böse. Und bietet im selben Moment einen realistischen Charakter. Also ich hatte Schiss vor ihr. Bravo Kathy! :-)

Annie, dieser gestörte Charakter, mag böse sein. Auf der anderen Seite ist sie aber auch ziemlich arm dran. Sie hat sich so sehr verloren in den Geschichten um ihre Heldin, Misery, dass sie annimmt, diese Abenteuer wären echt. Das Misery echt wäre, und Annie sie beschützen müsste.

Pech für Paul, als Annie den Roman liest, in dem der Autor die Heldin sterben lässt.

Regie führte Rob Reiner. Er schafft es zu jeder Zeit, Spannung aufzubauen und den Fortlauf der Geschichte für einen unvoreingenommenen Zuschauer, unvorhersehbar zu gestalten. Von den Leistungen, die er aus seinen Schauspielern herausholt, mal ganz zu schweigen.

Neben den Hauptdarstellern glänzen auch Richard Farnsworth und Francis Sternhagen als kauziges Sheriff-Ehepaar, sowie die unübertroffene Lauren Bacall als Paul Sheldons Agentin.

Auch auf der technischen Seite weiß der Film zu überzeugen. Kamera, Beleuchtung und besonders der Schnitt sind lobenswert.

Von der Musik kann man das nicht gerade behaupten. Aber das ist kein Kritikpunkt. Mit Kathy Bates und James Caan an vorderster Front, braucht der Film keinen herausragenden Score, um zu überzeugen.

Für alle Filmfreunde, die intelligente, spannende und abgründige Filme mögen, kann ich MISERY von ganzem Herzen empfehlen. :-)

Die Tudors (Serie)

(bild: (C) sony pictures)

Neulich hatte ich Geburtstag. Ich verrate nicht, wie alt ich geworden bin, nein nein. Jedenfalls fühle ich mich zur Zeit älter, als ich bin. Auch dank Nivea DNAge, die ich mir jeden Morgen ins Gesicht klatsche, um meine immer tiefer werdenden Furchen um die Augenpartie herum (auch Krähenfüsse genannt) "aufzupeppen". Aber das gibt sich wieder. Oder auch nicht ;-)

Das Alter ist eine gute Überleitung. Schließlich werden manche Geschichten besser, je älter sie werden. Gerade hundsalte Stories aus den staubigen Annalen der Historie.

Ja, wozu gibt es auch Film und Fernsehen, die solche, ansprechend verpackt natürlich, einem größeren Publikum aufzwingen huch, näher bringen?

Jedenfalls fand ich in meinem riesigen Geschenkeberg eine hübsch aussehende DVD-Box mit dem Titel "Die Tudors - Season One Collection".

Womit wir bei verstaubten Geschichten wären. Die von Showtime produzierte Serie erzählt, mehr oder weniger historisch korrekt, die Geschichte von Henry Tudor VIII, dem König von England zu Beginn des 16. Jahrhunderts, und seinen diversen Gemahlinnen. Die armen Weiber.

"Geschieden, Geköpft, Gestorben, Geschieden, Geköpft, Überlebt" - So lautet ein Abzählreim in England, den dort jedes Kind weiss.

Die Serie thematisiert in der ersten Staffel Henrys Scheidung von seiner ersten Frau, Katharina von Aragon, sowie seine Liebschaft mit der durchtriebenen Anne Boleyn und dem daraus resultierenden Bruch Englands mit dem Vatikan.

Das klingt sehr trocken. Ist es aber nicht.

"Die Tudors" ist vor allem eine astreine Seifenoper. Hier wird intrigiert was das Zeug hält. Es geht vor allem um die absolute Macht. Sei es über ein Land, über eine Frau oder über den König selbst. Und das gilt es mit allen Mitteln durchzusetzen, koste es was es wolle.

Eine Frau hatte damals kaum Rechte oder Privilegien. Sie war Anhängsel und Bettwärmer. Das war beim Hochadel nicht anders als bei einfachen Bauern. Wie aussichtsreich erschien einer Frau damals wohl das Angebot, für den König die Beine breit zu machen und ihn mit weiblichen Reizen den Kopf zu verdrehen? Und wenn dahinter noch die Familie steht, wie im Fall Anny Boleyn, die sich durch eine solche Liaison einen besseren Stand am Hof erhofft?

Es ging halt nur um Macht und Privilegien.

Ich finde sowas faszinierend. Die Serie stellt diese Zustände, wenn auch extrem dramatisiert, hervorragend dar. Ich weiß, letztendlich dreht sich alles um Sex und Intrigen, aber die Verpackung macht's!

Die Tudors sind äußerst ästhetisch umgesetzt. Warme Farben, großartige Kulissen, wunderschöne Musik und sehr gute Darsteller.

Style over Substance? Sicherlich nicht.

Im Herzen erzählen die Geschichten von Menschen und ihren Abgründen. Und damit wird nicht gekleckert sondern geklotzt. Jede Aktion hat eine Konsequenz. Letztendlich entscheidet der König über Sein oder Nicht Sein. Und das zeigen die Episoden wunderbar.

"Aufstieg und Fall" trifft es am Besten. So hätte man die Serie auch nennen können.

Und da die Show für das amerikanische Pay-TV produziert wird, gehts hier auch dem entsprechend zur Sache. Sei es Gewalt (kaum vorhanden) oder explizite Darstellung von Sex oder nackten Körpern (gibts zuhauf) - der geneigte Zuschauer bekommt einiges zu sehen.

Jonathan Rhys-Meyers (Matchpoint) spielt Henry Tudor mit Leidenschaft und Eleganz. Natalie Dormer glänzt als Anne Boleyn und verleiht dieser missverstandenen Person viele Facetten. Mal ist sie der Unschuldsengel, dann wieder intrigantes Miststück oder Raubtier. Natalie schafft das so, als wäre es das einfachste auf der Welt (bis zum bitteren Ende...).

Sehr gut ist auch Maria Doyle Kennedy als Katharina von Aragon. Sie spielt die Zerrissenheit der Noch-Königin wunderbar und verleiht ihrem Charakter eine unbeschreibliche Reinheit inmitten des herumhurenden Hofes.

Hat man einmal zwei, drei Episoden dieser Serie gesehen, wird man höchstwahrscheinlich süchtig danach, so einnehmend sind die Geschichten und Charaktere.

Ich empfehle allerdings die DVD-Version. Die ist erstens ungeschnitten und zweitens kann man sich alles direkt nach einander ansehen.

So wird aus einer angestaubten Geschichte etwas frisches und aufregendes. Ich wünschte, es gäbe auch mal eine deutsche Serie, die sowas macht. Wie wäre es mit Gräfin Cosel und August dem Starken (die DDR-Serie zählt nicht)? Oder Ludwig?

Ich hoffe einfach mal.

Sonntag, 3. August 2008

Hancock (2008)

(Bild: filmstarts.de)

Kurz zum Inhalt: Will Smith, Hollywoods 3beinige Geldmaschine, spielt Hancock, einen versoffenen Superhelden. Seine heldenhaften Einsätze sind bei der Bevölkerung nicht gerne gesehen, da sie mit großen Zerstörungsorgien daherkommen, für die der Steuerzahler dann aufkommen muss. Hancock gilt allgemein als "Arschloch". Bis er einen PR-Berater davor bewahrt, von einem Zug überfahren zu werden. Dieser ist dankbar und nimmt sich der persönlichen Probleme Hancocks an, um ihn zu einem wahren Superhelden zu machen. Leichter gesagt als getan.

Tja, als Actionreißer funktioniert der Film ganz gut. Er hat besonders in der ersten Hälfte seiner Laufzeit einen schön derben Humor, der wunderbar zu Hancock, dem Arschloch, passt.

Die Actionszenen, in denen Hancock Unruhe stiftet und so einiges zu Bruch geht, sind knackig inszeniert, es kracht schön und das ist hübsch anzusehen.

Die Story um Hancocks Herkunft und einen weiteren Protagonist seiner Art, ist lahm und überraschungsarm. Ich glaube, da steckt mehr Potential drin, als am Ende rausgeholt wurde. Schade eigentlich.

Mr Smith spielt solide, wie eh und je. Charlize Theron ist Charlize. Bezaubernd nicht mehr und nicht weniger. So richtig passt sie nicht in diesen Film. Auch weil ihre Rolle sehr unausgegoren ist.

Der Film ist ganz in Ordnung. Passable Unterhaltung, die an einigen Stellen sehr viel Spass macht, an anderen Stellen widerrum total bescheuert ist und nicht funktioniert. Und dann wieder doch. Naja.

5/10 Punkten.

Freitag, 1. August 2008

Akte X: Jenseits der Wahrheit (2008)

(Bilder: filmstarts.de)

Wer hätte das gedacht? 6 Jahre nach dem das (unterkühlte) Serienfinale dieser stilbildenden Kultserie über die Bildschirme flimmerte. Nach Jahren der Spekulationen, Falschmeldungen und Gerüchten einen neuen Kinofilm um das unsterbliche Duo Mulder & Scully betreffend.

Bis 2007 sollte es dauern, bis alle Skepsis zur Seite gefegt war und 20th Century Fox grünes Licht für The X-Files: I Want to Believe gab.

Und nun läuft der Film in den Kinos. Gestartet mit großen Erwartungen. Herbei gesehnt von unzähligen Fans, die dieser Serie immer noch nachtrauern. Womöglich, weil vermehrt Scheiße in der Glotze läuft. Gut, das war damals nicht wirklich anders als heute. Akte X jedenfalls, hat seinen Status als Kultserie nie verloren.

Und trotzdem will keine Sau diesen Film sehen!

Die Vorstellung, die wir gestern besuchten, war zu 1/4 voll. Der Flm läuft in der 2. Woche. Das ist kein gutes Zeichen. Auch bei den Amis ging der Film kläglich unter. Was wahrscheinlich auch an DARK KNIGHT liegen mag, dem Monster von einem Film, das gerade jegliche Rekorde sprengt (danke sehr Heath Ledger, Ruhe in Frieden).

Oder lag es an den teilweise sehr schlechten Kritiken?

Ich fange mal bei meiner Meinung zum Film an.

Große Erwartungen hatte ich keine. Gleich mal vorweg: Ich liebe Filme. Ich liebe so wohl seelenloses Blockbuster-Kino als auch pseudo-intellektuelles Arthouse-Kino. Vermittelt ein Film eine gewisse Emotion, eine Bildersprache oder eine gelungene Kombination aus Bild und Ton, finde ich das betreffende Produkt gelungen. Film ist Fantasie, Film ist trotzdem in der Realität verankert. Film ist Parabel oder einfach nur hübsche Illusion einer Welt, die nicht wirklich existiert.

Es spielt für mich keine Rolle, ob Nicole Kidman in einem ihrer Filme eine falsche Nase trägt (The Hours) oder Liam Neeson einen riesigen Penis hat (Kinsey) oder Will Smith jedem erzählt er spiele eine Charakterrolle, weil er gerade einen versoffenen Superhelden darstellt (Hancock).

Es zählt das was rüber kommt.

The X-Files: I Want to Believe, erzählt die Geschichte zweier gebrochener Menschen, die sich für die Wahrheit (aus ihrer Perspektive) den Arsch aufgerissen haben, nur um von ihrer Umwelt verspottet zu werden. Und durch ihre Erfahrungen und Erlebnisse große Narben in ihren Seelen davon trugen.

Mulder und Scully verstecken sich vor der Welt, die sie im Laufe der Serie erleben mussten. Sie praktiziert in einem katholischen Krankenhaus als erfolgreiche, aber wie es im Film vermittelt wird, umstrittene Ärztin.

Er versteckt sich in einem abgelegenen Haus und verfolgt jede unerklärbare Geschichte, die auf der Welt passiert, schneidet sich den betreffenden Zeitungsartikel aus und klebt ihn an seine Trockenbauwand. Und hat nicht mal Bock, sich zu rasieren, wie sein wirklich häßlicher Vollbart verrät.

Mulder und Scully glauben an sehr unterschiedliche Dinge. Scully will heilen. Will die Welt verbessern. Will die Vergangenheit hinter sich lassen. Will die verstaubten X-Akten vergessen, die ihrer Karriere als Ärztin und seriöse Wissenschaftlerin wahrscheinlich nicht sehr zuträglich waren. Und sie liebt Mulder. Trotz seiner Macken. Trotz allem, was sie auch durch seine Handlungen im Laufe der Jahre ertragen und erdulden musste.

Mulder glaubt nach wie vor an das Paranormale, an das Übernatürliche. Mulder sieht hinter vielen Dingen mehr als das Auge und der Geist eines normalen angepassten Menschen zu sehen vermag. Er ist auf der Jagd. Nach Erklärungen, dort wo es keine gibt. Mulder hat nicht vor, diesem Glauben abzuschwören.

Zu dem Zeitpunkt, als der Film beide Charaktere aufgreift und die Geschichte um den hellsichtigen Vater Joe und die unheimlichen Entführungen junger Frauen von einer unbekannten Macht Mulder und Scully in ihren Bann zieht, sind beide müde vom Leben. Sie sind älter geworden, woraus der Film auch keinen Hehl macht.

Scully ist bereit, diesen neuen Fall zu ignorieren, ihrer Beziehung zu Willen. Mulder jedoch sieht die Chance darin, noch einmal allen zu beweisen, das er immer recht hatte. Das er es noch drauf hat und von seinen arroganten FBI-Kollegen nicht länger belächelt werden will. Er will nicht mehr als Spinner und Freak betrachtet werden

Er will Absolution, auch wenn er diesen Wunsch natürlich nicht ausspricht. Und verrennt sich einmal mehr in Wünschen und Träumen. Illusionen und Hoffnungen, die nur er versteht.

Seine Sturheit kostet ihn beinahe sein Leben. Und Scully.

Während Mulder Spuren im Schnee hinterher jagt, hat Scully ganz andere Probleme. Einer ihrer Patienten, ein kleiner Junge, leidet an einer so schweren Krankheit, dass er nicht so ohne weiteres behandelt werden kann und er bald sterben wird.

Ihre Kollegen drängen sie, den Jungen in ein entsprechend ausgestattes Krankenhaus zu überweisen, damit er wengistens dort halbwegs behandelt werden kann. Natürlich wird auch das seinen Zustand nicht wirklich verbessern.

Scully sieht in dem Jungen nicht nur einen Patient. Er bedeutet viel für sie. Er errinnert sie daran, dass Mulder und sie mal einen Sohn hatten, den sie unter dramatischen Umständen weggeben musste. Der Film macht das an einer Stelle sehr deutlich. Sie leidet. Sie will eine Mutter sein. Sie will den Jungen beschützen, koste es was es wolle. Ein junges Leben gibt sie nicht mehr ohne Kampf her. Nie wieder.

Mulder hat dafür keine Ohren. Er ist mit sich und seinem Fall beschäftigt. Seinen Glauben an nicht fassbare Dinge.

Während Scully in Konflikt mit IHREM Glauben gerät, denn eine herkömmliche Behandlung kommt bei dem Jungen nicht in Frage. Es geht an seine DNA, sprichtwörtlich. Die Behandlung könnte helfen, ist auf jeden Fall sehr schmerzhaft für das Kind. Und KÖNNTE helfen. Ist es diesen Schritt wert? Zu versuchen zu heilen, wo es höchstwahrscheinlich keine Heilung mehr gibt? Warum gönnt sie ihm nicht einfach Frieden?

Frieden. Scully hat es satt, Monster zu jagen. Sie braucht das Licht, nicht die Dunkelheit.

Scully verkörpert Licht und Hoffnung. Mulder die Dunkelheit. Er ist ein Gefangener seiner Vergangenheit. Und nicht bereit diese hinter sich zu lassen. Und trotzdem, oder vielleicht auch gerade deshalb, schöpft er im Schwarzen Lebensmut.

So wie Vater Joe. Ein Pädophiler, der durch seinen Glaube an Gott und seine Hellsichtigkeit Mut zur Vergebung schöpft. Er will dadurch Gutes schaffen und hilft dem FBI, die entführten Frauen zu finden, tot oder lebendig, scheiß egal.

Janke Dacyshyn, der Hauptbösewicht der Geschichte, will durch seine abscheulichen Taten nichts anderes, als seinen geliebten Freund retten, dessen Körper vom Krebs zerfressen ist. Er will ihn "neu bauen" durch gesunde Körperteile gesunder Menschen. Auch er glaubt, gebrochene Seele hin oder her, an ein Ziel. Leben.

"Geben Sie nicht auf!" sagt Vater Joe an einem Punkt der Geschichte zu Scully, als sie ihn in einer sehr intensiven Szene konfrontiert und zwei Glaubensansichten aufeinanderprallen.

Er spricht Wahrheit. Und sie weiß, trotz Vorurteile (er ist schließlich pädophil), dass er in ihr Herz blickt. Sie soll glauben. An Gott, an sich selbst und besonders an Mulder, trotz seiner Verhängnisvollen Liebe an die Dunkelheit dieser Welt und seine eigenen Dämonen.

Scully wählt den richtigen Weg. Mulder verliert beinahe sein Leben.

Scully glaubt und gibt der Welt sowie Mulder eine 2. Chance. I Want To Believe. Sie tut es. Auch wenn nichts sicher ist. Risiko ist nun mal Teil unserer Existenz.

Ein wundervoller Film! Tiefgründig, gefühlvoll und subtil. Sehr atmosphärisch. Er errinnert an die besten Monster-of-the-Week-Episoden der Serie.

Auf der anderen Seite ist er sehr unspektakulär. So einen Film zu vermarkten ist sicherlich schwierig. Das erklärt wohl auch die miserable Marketingstrategie von 20th Century Fox. Viel Hoffnung haben die Schlippsträger in dieses Werk mit Sicherheit nicht gesetzt. Das erklärt auch folgenden Ausspruch aus der Marketingabteilung der FOX, als es hieß, die (echt miesen) Einspielergebnisse an den Kinokassen entsprechen in etwa den Erwartungen.

Der Film hatte ein für heutige Verhältnisse recht kleines Budget (30 Mio Dollar). Er wird sein Geld sicherlich einspielen und Gewinn abwerfen. Akte X taugt, mit Abstrichen, durchaus noch als Geldmaschine. Die glorreichen Zeiten sind, finanziell betrachtet, natürlich vorbei, was auch einen 3. Film verhindern wird.

Spektakel ist es, was heutzutage die Massen ins Kino lockt. Dieser Film bietet das zwar nicht, dafür aber eine schöne intelligente Geschichte, die auch Nicht-Fans verstehen, sowie eine stilvolle Umsetzung. Aber ein Film über den Glaube? Zuviel verlangt.

Gillian Anderson spielt großartig, David Duchovny ebenfalls, auch wenn die Wichtigkeit seiner Rolle gegen ihre verblasst. Kameraführung ist exzellent, wie schon zu Zeiten der Serie. Schnitt und Musik sind sehr subtil, aber gerade deshalb äußerst wirkungsvoll.

Ich bin in der Minderheit, vergebe aber 10/10 Punkten.