Freitag, 15. August 2008

Die Tudors (Serie)

(bild: (C) sony pictures)

Neulich hatte ich Geburtstag. Ich verrate nicht, wie alt ich geworden bin, nein nein. Jedenfalls fühle ich mich zur Zeit älter, als ich bin. Auch dank Nivea DNAge, die ich mir jeden Morgen ins Gesicht klatsche, um meine immer tiefer werdenden Furchen um die Augenpartie herum (auch Krähenfüsse genannt) "aufzupeppen". Aber das gibt sich wieder. Oder auch nicht ;-)

Das Alter ist eine gute Überleitung. Schließlich werden manche Geschichten besser, je älter sie werden. Gerade hundsalte Stories aus den staubigen Annalen der Historie.

Ja, wozu gibt es auch Film und Fernsehen, die solche, ansprechend verpackt natürlich, einem größeren Publikum aufzwingen huch, näher bringen?

Jedenfalls fand ich in meinem riesigen Geschenkeberg eine hübsch aussehende DVD-Box mit dem Titel "Die Tudors - Season One Collection".

Womit wir bei verstaubten Geschichten wären. Die von Showtime produzierte Serie erzählt, mehr oder weniger historisch korrekt, die Geschichte von Henry Tudor VIII, dem König von England zu Beginn des 16. Jahrhunderts, und seinen diversen Gemahlinnen. Die armen Weiber.

"Geschieden, Geköpft, Gestorben, Geschieden, Geköpft, Überlebt" - So lautet ein Abzählreim in England, den dort jedes Kind weiss.

Die Serie thematisiert in der ersten Staffel Henrys Scheidung von seiner ersten Frau, Katharina von Aragon, sowie seine Liebschaft mit der durchtriebenen Anne Boleyn und dem daraus resultierenden Bruch Englands mit dem Vatikan.

Das klingt sehr trocken. Ist es aber nicht.

"Die Tudors" ist vor allem eine astreine Seifenoper. Hier wird intrigiert was das Zeug hält. Es geht vor allem um die absolute Macht. Sei es über ein Land, über eine Frau oder über den König selbst. Und das gilt es mit allen Mitteln durchzusetzen, koste es was es wolle.

Eine Frau hatte damals kaum Rechte oder Privilegien. Sie war Anhängsel und Bettwärmer. Das war beim Hochadel nicht anders als bei einfachen Bauern. Wie aussichtsreich erschien einer Frau damals wohl das Angebot, für den König die Beine breit zu machen und ihn mit weiblichen Reizen den Kopf zu verdrehen? Und wenn dahinter noch die Familie steht, wie im Fall Anny Boleyn, die sich durch eine solche Liaison einen besseren Stand am Hof erhofft?

Es ging halt nur um Macht und Privilegien.

Ich finde sowas faszinierend. Die Serie stellt diese Zustände, wenn auch extrem dramatisiert, hervorragend dar. Ich weiß, letztendlich dreht sich alles um Sex und Intrigen, aber die Verpackung macht's!

Die Tudors sind äußerst ästhetisch umgesetzt. Warme Farben, großartige Kulissen, wunderschöne Musik und sehr gute Darsteller.

Style over Substance? Sicherlich nicht.

Im Herzen erzählen die Geschichten von Menschen und ihren Abgründen. Und damit wird nicht gekleckert sondern geklotzt. Jede Aktion hat eine Konsequenz. Letztendlich entscheidet der König über Sein oder Nicht Sein. Und das zeigen die Episoden wunderbar.

"Aufstieg und Fall" trifft es am Besten. So hätte man die Serie auch nennen können.

Und da die Show für das amerikanische Pay-TV produziert wird, gehts hier auch dem entsprechend zur Sache. Sei es Gewalt (kaum vorhanden) oder explizite Darstellung von Sex oder nackten Körpern (gibts zuhauf) - der geneigte Zuschauer bekommt einiges zu sehen.

Jonathan Rhys-Meyers (Matchpoint) spielt Henry Tudor mit Leidenschaft und Eleganz. Natalie Dormer glänzt als Anne Boleyn und verleiht dieser missverstandenen Person viele Facetten. Mal ist sie der Unschuldsengel, dann wieder intrigantes Miststück oder Raubtier. Natalie schafft das so, als wäre es das einfachste auf der Welt (bis zum bitteren Ende...).

Sehr gut ist auch Maria Doyle Kennedy als Katharina von Aragon. Sie spielt die Zerrissenheit der Noch-Königin wunderbar und verleiht ihrem Charakter eine unbeschreibliche Reinheit inmitten des herumhurenden Hofes.

Hat man einmal zwei, drei Episoden dieser Serie gesehen, wird man höchstwahrscheinlich süchtig danach, so einnehmend sind die Geschichten und Charaktere.

Ich empfehle allerdings die DVD-Version. Die ist erstens ungeschnitten und zweitens kann man sich alles direkt nach einander ansehen.

So wird aus einer angestaubten Geschichte etwas frisches und aufregendes. Ich wünschte, es gäbe auch mal eine deutsche Serie, die sowas macht. Wie wäre es mit Gräfin Cosel und August dem Starken (die DDR-Serie zählt nicht)? Oder Ludwig?

Ich hoffe einfach mal.

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