Samstag, 15. September 2007

Hairspray (2007)


John Waters produzierte Ende der 80er ein sehr eigenwilliges, komisches und äußerst niedliches Musical mit dem vielsagenden Titel "Hairspray". Die Geschichte um ein fettes Mädel, seine ebenso fette Mutter und die Rassentrennung im Baltimore der 60er gilt heute zurecht als Kultfilm. Ein paar Jahre später folgte das obligatorische Broadway-Musical. Und dieses Jahr nun, das Remake des Filmes aus den 80ern, dessen Plot und Musik gleichzeitig mit dem Broadway-Musical vermengt wird.
(Bild (C) filmstarts.de)

Heraus gekommen ist ein ebenso niedliches, Bonbon-farbenes Filmchen voller auftoupierter Frisuren, schrillen Kostümen, und netten Gesangseinlagen. Und ist dabei trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, ein lupenreiner Mainstreamstreifen, der sich weder zuviel traut, noch zuviel verschenkt.

Gegenüber des Originals wurden die Charaktere deutlich abgeschwächt, aber das fällt nicht wirklich ins Gewicht, denn der Film wurde ausgesprochen gut besetzt. Und ich meine dabei nicht unbedingt nur John Travolta in seinem Fat-Suit ;-)

Eigentlicher Star des Spektakels ist Newcomerin Nikki Blonsky, als gut gelaunte, singende Rumkugel, die wortwörtlich vollen Körpereinsatz zeigt (auch Gesanglich). Der Rest des Casts ist durch die Bank gut. Michelle Pfeiffer als karrieregeile Mutti fand ich aber leider etwas blass.

Und John Travolta? Naja, an Divine (die Original-Filmmutti) kommt er nicht heran. Er macht auch keine gute Figur, wie auch bei 20 Kilo Make-Up. ;-) Er spielt aber mit Herz und einem gewissen Charme, aber es gelingt ihm nicht, von seinem Make-Up abzulenken.

Alles in allem ein gut produzierter Film. Teilweise sehr schön geschnitten und eine saubere, schnörkellose Kameraführung. Musiktechnisch, sowohl von den Schauspielern als auch der Post-Production, sehr gut.

Hübsche, kurzweilige, gutgelaunte Unterhaltung. :-)

Montag, 10. September 2007

Brokeback Mountain

Mit schwulen Filmen ist das so eine Sache... entweder werden sie als Pornos abgestuft oder als unrealistisch á la "Queer as Folk" oder "The L-Word". Das eine war eine Pay-TV-Serie über eine Gruppe schwuler Freunde in Pittsburgh, USA (glaube ich), das andere eine Soap über schillernde Lesben in L.A., City of Angels.

Beide Produkte sind ziemlich gut, und leider nur einer Randgruppe bekannt (ja welche Gruppe wohl, ratet). Beides angereichert mit deftigen Soap-Opera-Elementen und grafischen Sex-Szenen (Pay-TV hallo).

2005 kam ein Film heraus, der dieses Genre wohl mainstream-fähig gemacht und sogar einige Preise gewonnen hat: Ang Lee's "Brokeback Mountain". Hoch gelobt von Kritikern und Publikum.

Er erzählt die Geschichte zweier Cowboys im Mittleren Westen, die sich in den 60ger Jahren in einander verlieben und fortan nur an eines denken können: den jeweils Anderen.

Sie heiraten. Sie machen Kinder. Und treffen sich heimlich. Immer in der Angst, dass ihre Verbotene Liebe irgendwann mal entdeckt und in der intoleranten amerikanischen Gesellschaft des 20. Jahrhunderts aufgedeckt wird. Mit den dazugehörigen Konsequenzen.

Sie wollen füreinander da sein, können aber nicht, da sie von ihren eifersüchtigen Weibern förmlich bewacht und bespitzelt werden. Eine schwule Hochzeit war damals noch undenkbar, und so begreifen sie schließlich, dass sie niemals zusammen sein können, ohne sich zu verstecken. Und am Ende holt die amerikanische Konsequenz die Liebenden schließlich ein...

Der Film mag Klischees bedienen. Für uns Deutsche sind einige Szenen lächerlich; ist doch die deutsche Gesellschaft seit den 90ern bedeutend toleranter. Und Schwule oder Lesben gelten allgemein als akzeptiert, ob als Partnerschaft oder Livestyle sei dahin gestellt.

Vor Jahren war auch das anders. Und dem Film gelingt es, diese Intoleranz und Angst der "Betroffenen" gekonnt darzustellen.

Es ist eine klassische Liebesgeschichte, ähnlich der von Romea und Julia. Nur als Romeo und Julian getarnt, sag ich mal. ;-)

Hervorragende Schauspieler, ein intelligentes Drehbuch und eine Umsetzung, die sich genau auf den Intellekt des Zuschauers verläßt, zeichnen diesen überdurchschnittlichen Film aus.

Er ist zeitlos und wird noch in Jahrzehnten als bedeutsam angesehen werden.

Ein Stück Film, das ich gerne entdeckt und weiter empfohlen habe.

Ohne schlimme Konsequenzen. ;-)

Tarragona - Paradies in Flammen. (PENG!)

Die neue Fernsehsaison hat begonnen. Und sofort schickt RTL einen "Event-Zweiteiler" auf Sendung, der es quotenmäßig so richtig schön krachen lassen sollte. Gut, die Quoten waren in Ordnung aber nicht herausragend. (www.quotenmeter.de).

Das Produkt an sich ist recht gelungen. Ich beurteile erstmal Teil 1. Die Story: diverse Charaktere machen Urlaub auf einem Campingplatz in Spanien Ende der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Logischerweise haben alle recht menschliche Probleme: der eine zofft sich mit seiner zukünftigen Stieftochter, die andere ist von ihrem notorisch fremdgehenden Mann schwanger. Der eine ist schwul und will sich mit seinem krebskranken Papa wieder vertragen, wobei ihm sein noch schwulerer Spanischer Hengst helfen will. Und die rebellierende 17jährige Schnepfe aus dem Ruhrpott ist heimlich mit einem Nachbarsjungen, der natürlich die Liebe ihres Lebens ist, auf den Campingplatz gefahren um mal richtig die Sau rauszulassen. Und Gras hat sie auch dabei, was ihr natürlich gestohlen wird, sie sich aber mittels eines billigen Tricks wieder beschafft.

Und in den letzten 3 Minuten rast der mit (irgendwas) völlig überladene LKW in diese Seifenoper-Idylle und alles fliegt dank netter Spezialeffekte in die Luft. Ende Teil 1.

Teil 2 kucke ich mir nicht mehr an. Die Geschichte ist sehr vorhersehbar. Nett gemacht, sicherlich. Gute Effekte. Hübsche Musik. Die 70er sind sehr klischeehaft eingefangen und der Soundtrack klingt wie eine Bravo-Hits 1978. Trägt aber trotzdem zur Atmosphäre bei.

Das hat mir dann auch, trotz aller Klischees, am Besten gefallen. Dämliche Dialoge hin oder her. Auch die Schauspieler waren recht solide.

Alles in Allem sehr kurzweilige Unterhaltung, die teurer aussieht, als sie war.

Highlight des RTL-Abends war dann aber der Trailer für das nächste Event: "Die Prager-Botschaft".

Ich hoffe, bei diesem Produkt sind die Soap-Elemente etwas mehr gezügelt als in "Tarragona - Peng im Urlaub!". ;-)