Freitag, 22. August 2008

Die Schwester der Königin (2008)

(bildquelle: filmstarts.de)

Auf der DVD-Hülle steht hinten kurz der Inhalt drauf. Wie schön, wenn man keinen Bock hat, sich was aus den Fingern zu saugen, einfach abtippen:

"Die Schwester der Königin erzählt die Geschichte der schönen Geschwister Anne und Mary Boleyn, zu einer Zeit, in der in Europa Geschichte geschrieben wurde. Getrieben vom blinden Streben ihrer Familie, kämpfen die Schwestern um die Liebe zum attraktiven wie leidenschaftlichen König Heinrich VIII. Während sich letztlich beide das Bett des Königs teilen, kann nur eine den Thron erklimmen. Für eine stürmische Regentschaft, die schon nach kurzer Zeit ihr tragisches Ende nimmt... durch das Schwert des Henkers."

Der Film basiert auf dem Buch "The Other Boleyn Girl" der Autorin Philippa Boyen. Steht im Buch eher der Charakter der Mary Boleyn im Vordergrund, legt der Film sein Hauptaugenmerk eher auf Anne Boleyn. Also die, die nach erfolgreichem Beischlaf mit Heinrich VIII zur Königin wurde.

Wenn auch nur für Tausend Tage. Aber immerhin.

"Die Schwester der Königin" glänzt vor allem durch oberflächliche Schauwerte. Da haben wir zum einen tolle Kostüme und Kulissen. Und nicht zu vergessen, zwei der schönsten Schauspielerinnen, die es momentan gibt: Natalie Portman und Scarlett Johansson (Oh Scarlett!).

Die Mädels sind in jeder Szene äußerst vorteilhaft in Szene gesetzt. Ob durch Wiesen und Wälder spazierend. Ob durch ein Schloß huschend. Ob mit Rotz und Wasser besudelt... Natalie und Scarlett sehen IMMER toll aus.

Wo wir auch schon beim Thema wären...

Inhaltlich erinnert das Ganze an eine Seifenoper. Und zwar zu 100 Prozent:

"Oh Mary, der König hat mich gefickt!"
"Schön für dich, mich auch!"
"Ich hatte eine Totgeburt"
"Tut mir leid. Jetzt wird mein Bastard wohl der Thronerbe."
"Pah! Ich bin jetzt übrigens die Königin von England."
"Du Fotze! Du hast mich hintergangen!"
"Es war nur zu deinem Besten!"
"Ich habe gehört, du fickst mit unserem Bruder, Schwesterherz. Schäm dich!"
"Das ist eine LÜGE!"
"Nein ich bin unschuldig!"
"Träum weiter. Okay, ich frage den König ob er dir vergibt. Dann wird alles gut und wir können wieder um die Wette lustige Motive in Teppiche sticken."
"Mary, Eure Schwester ist eine dreckige Hure!"

*KOPF AB*

*ABSPANN*

Intrigen, Geficke (züchtig, weil FSK 12), und Eric Bana als fehlbesetzter Heinrich VIII.

Ach, es klingt schlimmer als es ist! Ehrlich! Die Story ist überzogen, von historischer Korrektheit ganz zu schweigen.

Aber was sagt das schon? Ein Film ist kein Geschichtsbuch. Ein Film funktioniert, in dem er dem unbedarften Zuschauer weiss macht, GENAUSO SO wäre es im wahren Leben geschehen.

Gott, und was haben die (weiblichen) Zuschauer für Mitleid mit diesen vom Schicksal (und dem Pimmel des Königs) arg gebeutelten Weibsbildern! Auf einer emotionalen Ebene liefert der Film ganze Arbeit. Man bedauert, mehr oder weniger. Was nehmen die Mädels doch alles auf sich, um dem Wunsch ihrer skrupellosen Familie nach mehr Macht zu entsprechen?

Geliefert wird Drama ohne Ende. Ein Kampf zwischen Schwestern um das Bett des Königs. Wer als erste einen männlichen Säugling aus ihrem Körper presst, hat gewonnen. Wird Königin und lebt zufrieden und mächtig bis an ihr Lebensende. Bis ihr schöner Nacken zufällig die Bekanntschaft eines scharfen Schwertes macht.

Frauen waren damals Spielbälle und Muschis für einflussreiche, selbstverliebte Männer. Alle Kerle waren böse und schwanzgesteuert. Beziehungsweise, entsprachen einfach nur ihrer Natur.

Leider verpasst es dieser Film, die Thematik storytechnisch ansprechend rüber zu bringen. Wie das im Buch gehandhabt wurde, kann ich nicht beurteilen, da ich selbiges nie gelesen habe und auch nicht lesen werde.

Oberflächlichkeit überwiegt. Wie oben bereits erwähnt, stimmen die Schauwerte. Verpackt in wunderschöne Bilder, untermalt von ebenso wunderschöner Musik hüpfen die wunderschönen Darsteller, verpackt in wunderschöne Kostüme durch wunderschöne Kulissen. Gejagt von einem weniger schönen Drehbuch und häßlichen Dialogen.

Sowas nennt man auch Edel-Trash.

Scarlett und Natalie bemühen sich sehr um ihre eindimensionalen Charaktere. Sie geben ihr Bestes und überzeugen auch halbwegs in diesem Kitsch. Man merkt, dass sie an irgendeinem Punkt einen großen Glauben in diesen Film gesetzt haben.

Scarlett und Natalie sind dann, neben dem Produktionsaufwand, auch das Highlight von "Die Schwester der Königin."

Sehr viel sollte man nicht erwarten. Der Film unterhält, hat dieses Ziel schon mal erfüllt.

Aber er wird wohl aufgrund seiner Kritikpunkte in Erinnerung bleiben, und weniger als wertvoller Beitrag zur englischen Geschichte.

Frauen werden sagen "Oh wie schön!" während Männer den Film eher auf die Größe des Dekollté von Scarlett und Natalie reduzieren werden.

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