Freitag, 15. August 2008

Misery (1990)

(bildquelle: filmstarts.de)

Ganz schnell, und klitzeklein, der Inhalt:

Der berühmte Romanautor Paul Sheldon ist auf dem Weg durch eine verschneite Landschaft, um sein neuestes Manuskript abzugeben, als er in einen Blizzard gerät und einen Unfall baut. Annie Wilkes, Sheldons "Größter Fan", findet ihn und versorgt seine schweren Verletzungen. Zuerst ist Paul Sheldon ihr sehr dankbar für die Rettung, doch das ändert sich, als Annie sich als etwas zu treuer Fan entpuppt und Paul's Leben buchstäblich an seiner Kreativität hängt...

MISERY basiert auf dem gleichnamigen Roman von Stephen King und gilt als Klassiker des Horror-Films.

Nun als Horrorfilm würde ich den Streifen nicht bezeichnen. Eher als Psychothriller. Horror wäre in diesem Fall eine abwertende Bezeichnung. Denn "Misery" ist tolles Kino. 1990 produziert, ist hier Kathy Bates als verrückte Annie Wilkes in der Rolle zu sehen, die wohl ihr Durchbruch beim Publikum, bei Kritikern und Hollywood-Studios gleichermaßen war. Sie erwies sich wohl auch aufgrund ihres Aussehens als Idealbesetzung für Annie Wilkes. Sie erscheint auf den ersten Blick harmlos und bieder, bis sie das erste Mal so richtig ausflippt.

Ich will nicht all zu viel in den Film hinein interpretieren, aber die Handlung um den "Größten Fan", und den Konsequenzen, so bald das Objekt der Begierde dem Fan wehrlos ausgeliefert ist, erinnert mich sehr an die heutige Problematik des "Stalking". Da gibt es ja ein paar Promis, die mit einem derartigen Problem leben müssen. Und bei dem einen oder der anderen ging das ganze wohl auch schon schief.

Der Charakter der Annie wird zwar von Grund auf als irre gezeichnet, aber die Parallelen zum "Stalking" sind durchaus vorhanden. Ob es so gewollt ist, bezweifle ich. Aber aus heutiger Sichtweise macht das den Film natürlich interessanter als er ohnehin schon ist.

James Caan spielt den armen Paul Sheldon. Sehr gut, finde ich. Seine Darstellung verblaßt natürlich gegenüber Kathy Bates, aber sie ist deswegen nicht weniger gut. Kathy durfte etwas mehr aufbrausen, während James eher ein subtiles Grauen vermitteln durfte.

Was mir besonders an seinem Schauspiel gefällt, ist der schwarze Humor, mit dem er seine Rolle anging. Er bringt im Laufe des Filmes ein paar herrliche Gesichtsausdrücke zustande, mit denen er Annie Wilkes Wahnsinn wortlos kommentiert.

Gerade der Wechsel von anfänglicher Verwirrung über "Scheiße wo bin ich hier hingeraten" bis zu "Wart's ab, du Miststück" ist ihm ausgezeichnet gelungen. Der Typ ist einfach sympathisch, und selbst die Art und Weise, wie er sich im Finale seiner Nemesis entledigt, wird bei den (meisten) Zuschauern auf große Gegenliebe stoßen.

Über Kathy Bates Schauspielkunst wurde schon sehr viel geschrieben. Aus diesem Grund spare ich mir meinen Senf. Nur soviel: den Oscar für ihre Darstellung des "Größten Fan" hat sie nicht zu Unrecht bekommen. Sie ist gleichzeitig urkomisch und abgrundtief böse. Und bietet im selben Moment einen realistischen Charakter. Also ich hatte Schiss vor ihr. Bravo Kathy! :-)

Annie, dieser gestörte Charakter, mag böse sein. Auf der anderen Seite ist sie aber auch ziemlich arm dran. Sie hat sich so sehr verloren in den Geschichten um ihre Heldin, Misery, dass sie annimmt, diese Abenteuer wären echt. Das Misery echt wäre, und Annie sie beschützen müsste.

Pech für Paul, als Annie den Roman liest, in dem der Autor die Heldin sterben lässt.

Regie führte Rob Reiner. Er schafft es zu jeder Zeit, Spannung aufzubauen und den Fortlauf der Geschichte für einen unvoreingenommenen Zuschauer, unvorhersehbar zu gestalten. Von den Leistungen, die er aus seinen Schauspielern herausholt, mal ganz zu schweigen.

Neben den Hauptdarstellern glänzen auch Richard Farnsworth und Francis Sternhagen als kauziges Sheriff-Ehepaar, sowie die unübertroffene Lauren Bacall als Paul Sheldons Agentin.

Auch auf der technischen Seite weiß der Film zu überzeugen. Kamera, Beleuchtung und besonders der Schnitt sind lobenswert.

Von der Musik kann man das nicht gerade behaupten. Aber das ist kein Kritikpunkt. Mit Kathy Bates und James Caan an vorderster Front, braucht der Film keinen herausragenden Score, um zu überzeugen.

Für alle Filmfreunde, die intelligente, spannende und abgründige Filme mögen, kann ich MISERY von ganzem Herzen empfehlen. :-)

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