Montag, 18. August 2008

Star Trek: Voyager Staffel 7 (2000-2001)



Ich liebe DVDs.

Ehrlich.

Da ja zur Zeit nur Scheiße im Fernsehen läuft, greift der geneigte Liebhaber ordentlicher Unterhaltung, auf der nicht gerade "CSI" oder "DR. HOUSE" draufsteht, ja gerne zu den Perlen aus der Vergangenheit zurück.

Und da fiel mir die 7. Staffel der Sci-Fi-Serie Star Trek: Voyager in die Hände. Es ist egal, dass es die 7. Staffel ist. Für mich spielte eher der Titel "Voyager" eine Rolle.

Ich habe nicht vor, mich als Trekker zu outen. Zugegeben, dieses Franchise übte während meiner Pubertät, als mein Charakter zwischen "Arschloch" und "Schizophren" stark pendelte, einen großen Reiz aus. Ich habe The Next Generation geliebt. Ebenso Deep Space Nine und, wie sollte es anders sein, auch Voyager.

Das ließ mit dem Erwachsenwerden und der Vorliebe für andere Genre-Vertreter nach.

Bis jetzt.

Über Voyager wurde ja während ihrer Laufzeit viel Böses berichtet. Die Serie sei dumm. Blöd. Langweilig. Im Trek-Canon untragbar (was auch immer).

Naja, die intelligenteste Show ist sie mit Sicherheit nicht. Dumm? Nicht wirklich. Langweilig ganz und gar nicht. Untragbar absolut nicht.

Ich würde sie so beschreiben: Bunt, kurzweilig, emotional, humorvoll. Mit anderen Worten: wunderbare Unterhaltung. Wer mehr erwartet ist selber schuld.

Die Geschichten (der 7. Staffel) sind abwechslungsreich und interessant. Es sind sogar eine ganze Reihe sehr guter und zum Nachdenken anregender Episoden dabei. Wenn man mal das typische, sich selbst viel zu ernst nehmende Star Trek Geseiere ausklammert, bietet sich hier eine Show an, die, rückblickend, auch heute noch bestehen kann.

Die Charaktere wurden im Laufe der Jahre gut aufgebaut. 3dimensional sind nur ein paar. Aber hier muss man Abstriche machen, aufgrund ihrer Künstlichkeit. Im Kontext der Serie allerdings, also im Action-Adventure-Bereich, funktionieren sie wunderbar.

In der 7. Staffel fallen zwei in ihrer Entwicklung ganz besonders auf: Seven of Nine (die auf hyperintelligentes Babe getrimmte Ex-Borg-Drone) und Der Doktor (das eigenwillige Hologramm). Von den Autoren der Serie konzipiert, um dem Menschen (dem Zuschauer) zu zeigen, warum der Mensch Mensch ist.

Beide erleben ihre Humanisierung auf unterschiedliche Weise. Seven of Nine lernt ihre emotionale Seite kennen. Liebe, Trauer, Wut. Sie darf das mindestens einmal erleben, lernt davon und macht sich dies zu Eigen. Loben muss ich dabei Jery Ryan, die die Ehre hatte, diesen eigenwilligen Charakter zu verkörpern und das auch wundervoll getan hat

Der Doktor, als künstlich erschaffenes Wesen, macht einen goßen Schritt zu einer richtigen Person mit entsprechenden Rechten und Privilegien. Wenn er auch nicht aus Fleisch und Blut besteht, sondern aus Holo-irgendwas, ist er der wohl menschlichste Charakter der Serie. Sein Darsteller, Robert Picardo, war auch in der 7. Staffel (vielleich auch besonders in jener), ein Highlight. Nicht umsonst galt seine Rolle bei den Zuschauern wohl als die beliebteste.

Ein paar klasse Episoden seien hier genannt:

"Kritische Versorgung" - eine Doktor-Folge, in welcher er die Vor- und Nachteile einer Zivilisation mit einer Art Hierarchie-Krankenversorgung erleben darf. Gut gemachte Kritik am amerikanischen (und mittlerweile auch am deutschen) Gesundheitssystem.

"Fleisch & Blut" - ein Zweiteiler über die Rechte von Hologrammen. Kann man auch als Kommentar zur Zwangsarbeit/Sklaverei verstehen. Action mit Anspruch, wenn auch mit der Holzhammer-Methode serviert.

"Zersplittert" - Zeitreisegeschichte um Chakotay (der Mann mit dem lustigen Tattoo auf der Stirn), in der die Voyager in verschiedene Zeitebenen zersplittert ist. Mal Vergangenheit, mal Gegenwart. Hier werden vergangene Ereignisse aus einer neuen Perspektive betrachtet. Sehr hübsch gemacht mit detailgetreuer Rekonstruktion alter Episoden und Bekanntschaften.

"Abstammung" - Tom Paris und B'Elanna erwarten ein Kind. Ein Mischlingskind, das in B'Elanna Erinnerung an ihre von Rassismus geprägte Kindheit weckt. Sehr guter Kommentar zur heutigen Möglichkeit gentechnischer Veränderung des Erbgutes. Klasse gespielt und umgesetzt.

"Arbeiterschaft" - Zweiteiler, in dem die Voyagercrew an Amnesie leidet und auf einem fremden Planeten ein anderes Leben lebt. Schöne, nachdenkliche Was-wäre-wenn-Abenteuergeschichte. Besonders glänzen kann hier Kate Mulgrew als Captain Janeway, in einer etwas anderen Rolle. ;-)

"Menschlicher Fehler" - Seven of Nine benutzt eine holografische Nachbildung von Chakotay, um zu erfahren, wie es ist, sich zu verlieben. Und verliert sich in einer Simulation. Jery Ryan darf hier nochmal zeigen, was sie kann. Auch Robert Beltran als Chakotay spielt gut auf. Romantisch und Traurig. Hier werden die Grundlagen für die Seven of Nine/Chakotay Romanze gelegt.

"Rennaissance Mensch" - Der Doktor will einen Holografischen Roman über die Crew der Voyager veröffentlichen und sieht sich mit diversen Problemen konfrontiert: dem Entsetzen der Crew über deren "unrealistische" Darstellung, sowie der Tatsache, dass er vor dem Gesetz nicht als Person akzeptiert wird. Die Episode ist in der ersten Hälfte zum Brüllen komisch, dann sehr nachdenklich, als der Doktor darum kämpft als Lebewesen anerkannt zu werden. Eine starke Episode über das Recht als Person.

"Endspiel" - Finale der Serie. Hier wird noch mal alles geboten, was die Serie stark macht: eine spannende, halbwegs komplexe Handlung, tolle Darsteller, sehr gute Effekte. Das Ende an sich ist, als die Voyager endlich die Erde erreicht, leider viel zu kurz geraten und wirkt zu hastig. Trotzdem ein tolles Finale, auch dank Kate Mulgrew, die eine großartige Janeway-Show abgibt.

Die 7. Staffel zeigt die Serie von ihrer besten Seite. Richtige Verrecker sind keine dabei. Das Produktionsniveau ist äußerst hoch, was Schnitt, Effekte, Beleuchtung und Kameraführung betrifft. Auch die Schauspieler sind die meiste Zeit über sehr gut.

Die Geschichten treffen nicht immer ins Schwarze. Aber wer kann sich schon 26 sehr gute Episoden aus den Fingern saugen? Genau, niemand kann das.

Ich bin jedenfalls froh, die Serie wieder entdeckt zu haben. :)

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