Dienstag, 2. Oktober 2007

Die Fremde in Dir (2007)

(Bild: filmstarts.de)
Jodie Foster - eine Frau und Schauspielerin, die von vielen Menschen verehrt und abgöttisch geliebt wird. Die für Qualität, 100 Prozentigen Einsatz und Emotion steht.

Um so sehr ist es ein Erlebnis, wenn die gute Jodie mal wieder einen Film herausbringt. So geschehen Ende September mit dem Rachedrama "Die Fremde in Dir."

Inhalt: Erica Bains ist eine New Yorker Radiomoderatorin, die in ihren Sendungen stehts versucht, die Seele dieser Metropole einzufangen. Sie selbst spricht dabei über "die sicherste Stadt der Welt." Einen sehr dunklen Aspekt der New Yorker Seele bekommt sie eines Abends zu spüren, als sie und ihr Freund im Central Park brutal überfallen und misshandelt werden. Er erliegt seinen schweren Verletzungen wenig später im Krankenhaus. Erica fällt in ein wochenlanges Koma, aus dem sie irgendwann erwacht. Und von nun an versucht, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Sie traut sich nicht mehr aus dem Haus; ist von Angst vor Allem und Jedem getrieben. Sie besorgt sich auf illegalem Weg eine Waffe. Und bemerkt, dass es nur zu leicht ist, den Abzug zu betätigen, wenn sie in Gefahr gerät. Erica wird zu einer Gesetzlosen, löst Konflikte mit Gewalt und ist nur noch erfüllt von Rache, die sie als Stärke nutzt, um Unschuldige zu beschützen...

Klingt wie die Handlung eines astreinen B-Movies . Ein Babe nutzt Waffe und selten den Verstand, um präkeren Situationen aus dem Weg zu gehen. Natürlich haben wir die Rechnung dabei ohne Jodie Foster gemacht. Sie verleiht ihrer Erica eine emotionale Tiefe und Verletzlichkeit, wie es nur eine Jodie Foster kann. Es ist herzzerreißend ihr dabei zuzusehen, wie sie mehr und mehr zu dem wird, was sie eigentlich versucht zu bekämpfen. Sie tötet und verliert bei jedem Mord, den sie begeht, einen Teil ihrer Seele.

"Die, die ich einmal war, gibt es nicht mehr. Nur noch diese Fremde, die redet und aussieht wie ich.", heißt es an einer Stelle des Filmes.

Selbstjustiz als seelische Heilung, die wiederrum größere Wunden reißt, als die ursprüngliche Verletzung. Sie will töten. Sie kann töten. Sie versteht auch ihren Drang danach. Aber sie kann es nicht ändern und verfällt der Dunkelheit - mal blumig beschrieben.

Der Film zeigt viele Dinge im Detail. Urteilt dabei nicht. Die meisten Zuschauer verstehen irgendwie, wieso Erica diese furchtbaren Dinge macht. Jeder von uns kann es irgendwo nachvollziehen, diese Schwelle zu überschreiten. Man muss es nicht gutheißen. Moralisierend sind weder Drehbuch, noch Inszenierung des Filmes. Sie beobachten und zeigen den Abgrund und die Folgen, die sich ergeben, wenn man in ihn herabfällt. Und steuern den Zuschauer in ein dunkles, moralisch sehr fragwürdiges Ende, das nur zu sehr zeigt, welche Abgründe im achso zivilierten Menschen lauern, wenn er sich einmal einer Extremsituation ausgesetzt sieht.

Der Film hat mir sehr gut gefallen. Technisch einwandfrei, schauspielerisch erstklassig. Man kann ihn mißverstehen, ihn als gewaltverherrlichende Perversion ansehen. Aber das ist er nicht.
Er zeigt nur, dass in jedem Menschen ein Fremder wohnt, der Dinge tun kann, die das ursprüngliche Ich niemals wagen würde.

Sobald er die Schwelle des Abgründigen hinter sich läßt.

10 von 10 Punkten.