Montag, 19. Januar 2009

Die Tudors - Staffel 2 (2008) (Serie)

(bild: (c) sony pictures)

"Sagt mir, Boleyn? War es das alles wert?"


Die Geschichte von Heinrich VIII wurde weiter gesponnen und nun endlich auch mal im ollen Deutschland, wo ja scheinbar alles ein paar Jahrhunderte später ankommt, ausgestrahlt. Zur Anmerkung, ich schreibe nicht über die Pro7-Zusammenschnitte sondern über die ungekürzte DVD-Version.

Gleich vorweg, auch die 2. Staffel ist hervorragend produziert. Kostüme, Kameraarbeit, Schnitt, Darsteller, Musik, Ausstattung etc. - alles wirklich erste Sahne. Was die historischen Fakten angeht... nun ja, Michael Hirst als Chefautor hält sich eher an Tatsachen als noch in Staffel 1. Doch echten Geschichtskennern stehen hier und da die Haare zu Berge. Oder sie hauen ihren Kopf gegen die Wand.

Egal, mir ist sowas schnuppe, so fern kreative Freiheit nicht bis zum Äussersten getrieben wird. Heinrich und Konsorten dürfte es so oder so nicht mehr sonderlich interessieren.

Was sich gegenüber der 1. Staffel deutlich gebessert hat, sind die Drehbücher. Gebessert ist der falsche Ausdruck. Auch in der vergangenen Saison waren die Geschichten gut bis sehr gut erzählt. Doch was teilweise fehlte war packendes, gemeines Drama.

In diesem Durchlauf ist davon mehr als genug enthalten. Die Folgen entwickeln einen unheimlichen Sog, sie werden von Woche zu Woche dramatischer und spannender. Selbst wenn man das Ausgehen der Geschichte um Anne Boleyn und Heinrich VIII kennt, ist die Umsetzung ungeheuer mitreißend.

Es konnte ja auch kein gutes Ende nehmen.

Katharina von Aragon, Ehefrau Nummer 1, verlässt den Hof nachdem Heinrich sich zu Gunsten Anne Boleyns von ihr trennte. Er ehelichte Anne, krönte sie zu seiner Königin. Der Boleyn-Clan war damit am Ziel von Macht, Einfluss und guter Titel. Vorläufig.

Doch, so sollte man wissen, eine Königin schuldet ihrem König Nachkommen. Einen Erben, der den Thronanspruch der Sippe sichert und die Blutlinie intakt hält.

Was zählt da ein Mädchen? Nichts. Ein männlicher Nachkomme muss es schon sein. Ah, ungehemmter Sexismus, das waren noch Zeiten! Kleiner Scherz...

Zuerst sieht Heinrich in Anne die ideale Nachfolgerin von Katharina. Im Gegensatz zu dieser alternden, prüden, katholischen Zippe ist die gute Anne Boleyn scheinbar das Abbild von Fruchtbarkeit und Jugend.

Doch letztendlich auch nur eine Frau.

Anne erleidet Totgeburten, bringt, als es mal klappt, ausgerechnet ein Mädchen zur Welt. Die später sehr einflussreiche Königin von England, Elisabeth I. Aber soweit sind wir noch nicht.

Heinrichs Interesse an seiner Königin schwindet mit jedem fehlgeschlagenen Versuch, einen Jungen zu gebären. Er wird launisch, unberechenbar. Irgendwann nervt die Gute nur noch. Ausserdem hat er noch die Reformation und den damit einhergehenden Bruch Englands mit der katholischen Kirche am Hals.

Als Katharina an Krebs stirbt, sieht es so aus, als ob zumindest diese Sorge der Vergangenheit angehört. Aber ein Sohn fehlt. Und Heinrich lässt Anne Boleyn fallen. Die nächste Geburtsmaschine steht bereits vor der Tür: Lady Jane Seymour.

Was unternimmt man wohl, auch heutzutage noch, um sich einem Quälgeist zu entledigen? Man verleumdet und intrigiert möglichst elegant. Ein Komplott wird geschmiedet, dass sich die Schlinge so eng wie möglich um den Hals des Problems legen möge. Und jener schöner Hals macht, nach diversen, haarsträubenden Anklagepunkten wie Hexerei und inzestuösen sexuellen Kontakten, schließlich die Bekanntschaft mit dem kalten Schwert des Henkers.

Ja, ja das klingt mal wieder sehr nach einer Telenovela im Mittelalter-Stil. Aber bitte schön, es ist geschichtlich verbürgt. Immerhin.

Doch die Art und Weise, wie im Falle von Die Tudors, die Schicksalsfäden gesponnen werden, ist sehr beeindruckend.

Die Darstellung von Sein und Nicht-Sein königlicher Liebe, die Gier nach Macht, die wütende Verzweiflung einer Frau, der alle Macht und der Sinn ihrer Existenz genommen wird, ist gelungen und weiß an einigen Stellen sehr zu berühren.

Das Kapitel Anne Boleyn kulminiert in den letzten beiden, sehr dunklen Episoden der Staffel, als ihr Untergang unvermeidbar ist und schließlich eintritt. Die zwei Folgen sind eine Tour-de-Force. Der Zuschauer wird Zeuge des ungeheuerlichen Komplotts gegen Anne, vernimmt ihre Verzweiflung im Tower von London, als ihre Hinrichtung immer wieder aufgeschoben wird. Ein Teil ihrer Familie und Vertrauten wird vor ihren Augen hingerichtet. Ihr machtgieriger Vater will nichts mehr von ihr wissen. Die Tochter, die Ehre und Macht der Boleyns sichern sollte, hat versagt. Und schließlich schreitet sie erhobenen Hauptes auf den Schaffot. Als ob das ihr Schicksal noch abwenden könne. Arme Anne Boleyn.

Und was macht der König? Er erklärt sich als Wiedergeboren. Einem Neuanfang gleich bedeutend. Ding, dong, die Hexe ist tot.

Schauspielerisch wird hier einiges geboten. Jonathan Rhys Meyers ist als Arschloch-König nach wie vor eine Wucht. So viel Leidenschaft und Power, wie er in seine ausgesprochen interessante Rolle steckt, sieht man in TV-Produktionen selten.

Ähnlich sieht es bei Natalie Dormer als Anne Boleyn aus. Sie ist größtenteils umwerfend, besonders in ihren Verzweiflungsszenen. Ob sie nun vor Wut rast, oder den König verführt, oder im Tower auf ihren Tod wartet... Dormer sprüht vor Leben und Charisma. Tragisch ist nicht nur das Dahinscheiden ihres Charakters, sondern auch das damit zwangsläufige Ausscheiden ihrer Person aus der Show.

Besonders gefielen mir auch Jeremy Northam als Sir Thomas More, eines der Opfer der Abkehr Heinrichs von der katholischen Kirche (ein sehr wichtiger Handlungstrang in den ersten 5 Folgen), sowie James Frain als Secretary Thomas Cromwell, der rechten Hand Heinrichs für dunkle Dinge (und Annes Niedergang). Auch hier Überzeugungskraft und Leidenschaft.

Erwähnt werden muss natürlich Peter O'Toole (ich wusste vorher nicht, dass der noch lebt), als Papst Paul III, einem ebenbürtigen Widersacher Heinrichs.

Leider war von Maria Doyle Kennedy als Katharina von Aragon in dieser Staffel nicht mehr so viel zu sehen. Doch wenn sie mal zu sehen war, dann mit gleicher Eleganz und Erhabenheit wie in Staffel 1.

Insgesamt betrachtet ist Staffel 2 der Ersten um vieles überlegen. Sie macht Lust auf mehr, auch wenn die Hälfte der Hauptcharaktere mittlerweile einen grausamen Tod starben.

Aber es fehlen ja noch vier Ehefrauen. Gott, die Armen! ;-)

Mehr davon. Möglichst schnell, bitte.

Montag, 12. Januar 2009

Mamma Mia! (2008)

(pic: filmstarts.de)
Mit ABBA ist das so ein Ding. Sehen die einen in den Kompositionen der schwedischen Band zeitlose Musik voller mitreißender Arrangements, bluten den anderen schon bei der bloßen Erwähnung der vier Buchstaben die Ohren.

Ich ordne mich keiner der beiden Gruppen zu. ABBA-Musik ist für mich… ganz nett. Unaufdringlich, oberflächlich, poppig.

Da ABBA ja so berühmt (und stinkreich) ist, folgte ein Musical, welches seine simple Geschichte über adaptierte und neu-arrangierte ABBA-Titel transportierte und so erfolgreich war (oder noch ist), dass Hollywood zugriff um das Werk auf die Leinwand zu bringen.
Tja, und was ist wohl dabei heraus gekommen? Ich sage es Euch: ein absolut irrer Gute-Laune-Film, der sowohl handwerklich, als auch darstellerisch überzeugen kann.
Ja, wirklich.

Sicherlich, der Östrogen-Anteil des Films liegt bei gefühlten 5000Prozent. Für den einen oder anderen männlichen Kinobesucher ist das Grund genug, MAMMA MIA als dämlichen Weiberfilm ab zu tun, oder sich vorher ordentlich einen hinter die Binde zu kippen, sollte die Freundin darauf bestehen, sich gemeinsam mit ihm den Film zu Gemüte zu führen.
Sieht man darüber hinweg, bieten sich dem Zuschauer 100 Minuten mitreißende, witzige und durchaus charmante, wenn auch äußerst seichte, Unterhaltung. In harten Zeiten wie diesen (gähn) eine schöne Flucht aus dem Alltag.

Hauptattraktion sind neben der Musik natürlich die Darsteller. Meryl Streep, Christine Baranski und Julie Walters, ich nenne die betuchten Damen mal das Trio Infernale, liefern wahre Glanzleistungen ab. Besonders Streep zeigt die ganze Bandbreite ihres Könnens. Von infantilem Witz bis zu erwachsener Midlife-Crisis darf sie alles zeigen.

Was ihre Gesangsnummern betrifft muss ich MAMMA MIA und THE WINNER TAKES IT ALL hervorheben. Streep lebt förmlich Text und Musik. Sei es der alberne, körperbetonte Witz von Mamma Mia, oder die Dramatik von Winner Takes It All, Meryl haut mächtig auf die Pauke. Ich gehe sogar soweit und behaupte einfach, mit einer anderen als ihr in der Rolle der Donna hätte der Film nicht funktioniert.

Ich merke schon, ich vergesse die anderen zwei Drittel des Trios. Christine Baranski ist in ihrer Paraderolle als saufendes, männermordendes Weib zu sehen, während Julie Walters die schrullige Mittfünfzigerin gibt. Beide stehen Streep in nichts nach, was die Insbrünstigkeit ihrer Darstellungen angeht.

Amanda Seyfried als Streeps Filmtochter Sophie ist einfach nur niedlich. Sie hält mit den anderen Damen locker mit.

Etwas weniger gut kommen die Männer weg. Von Colin Firth mal abgesehen, kann keiner der Kerle wirklich singen. Vor allem Pierce Brosnan liegt ziemlich daneben. Aber selbst das wird durchgezogen und entwickelt mit der Zeit einen ganz eigenen Charme. Witzig ist es sowieso. Ob nun unfreiwillig oder nicht muss jeder selbst entscheiden. Es spielt nicht wirklich eine Rolle, ist auch kein Kritikpunkt, sind doch die männlichen Charaktere nichts weiter als stereotype Schablonen.

Die Gesangsnummern sind in den meisten Fällen gut umgesetzt. Mir persönlich gefielen MAMMA MIA, DANCING QUEEN und THE WINNER TAKES IT ALL am besten. Die erste aufgrund Streeps komischen Talents, die zweite wegen des Aufbaus und mitreißenden Tempo und die dritte erneut wegen Streep, die hier aus diesem melancholischen Song etwas ganz eigenes, wunderbares macht.

Gedreht wurde der Film teilweise in Griechenland. Die Aufnahmen rund um Donnas Hotel allerdings entstanden gänzlich im Studio. Das sieht man leider auch, da die vermeintlichen „Außenaufnahmen“ sehr unecht wirken und in einigen, wenn auch wenigen, Einstellungen die Darsteller vor einem offensichtlichen Bluescreen standen. Da wurde etwas geschlampt, finde ich.
Ansonsten stimmen die Produktionswerte absolut.

Für alle die leichte, lustige und entspannte Filme mögen, sei Mamma Mia von ganzem Herzen empfohlen.

8/10 Punkten.