Mittwoch, 1. Oktober 2008

WALL-E (2008)

(bildquelle: filmstarts.de)
Ah, Animationsfilme sind so eine Sache. Heutzutage erscheinen die zuhauf in den örtlichen Kinos und in den meisten Fällen sind sie auch recht lukrativ, mal finanziell betrachtet.

Qualitativ überdauern die Wenigsten in den Gedächtnissen der Kinogänger. Von meinem Standpunkt aus betrachtet, erinnere ich mich nur noch an "Findet Nemo", "Shrek 1", "Die Rotkäppchen-Verschwörung", "Toy Story 1" (der Erste seiner Art) und natürlich "Ratatouille."

Ich bin kein großer Fan von "Ice Age" oder den anderen "Shrek"-Teilen. "Madagascar" war hübsch, aber, naja, belanglos. Bei anderen Animationsfilmen wie "Ab durch die Hecke" oder "Bee-Movie" habe ich mich schlicht geweigert, ins Kino zu gehen.

Was Live-Action Filme an Originalität missen lassen... tja, das trifft auf viele Animationsfilme auch zu.

Und da komme ich schon zu WALL-E. Dem neuesten Film aus der PIXAR-Schmiede. Dieses Studio bringt ja nun fast jährlich einen neuen Film raus. Diese Filme werden, dank des guten Rufes von PIXAR, meistens gleich als "Meisterwerke" gehandelt. Kritiker lieben PIXAR. Zuschauer anscheinend auch, da die Filme ordentlich Geld scheffeln.

Aber pro Jahr 1 Film? Hallo, das klingt nach Fließbandarbeit.

Vielleicht erstmal kurz was zum Inhalt:

Wall-E, ein kleiner Roboter, ist der Einzige überhaupt, der noch auf der Erde verweilt. Nach Überbevölkerung und zunehmender Umweltverschmutzung, haben die Menschen, irgendwann in ferner Zukunft, die Erde einfach verlassen. Wall-E verbringt seine Tage damit, den Dreck wegzuräumen. Er baut riesige Mülltürme. Wühlt hier und da rum und entdeckt ab und zu Relikte der Menschen, die er, sofern sie ihm interessant genug vorkommen, einsammelt und in seinem "Haus" lagert. So wird er immer menschlicher. Und sehnt sich nach einem Begleiter.
Und da kommt die "Sonde" Eve ins Spiel.

Mehr verrate ich nicht.

Der Film ist, technisch betrachtet, unglaublich gut umgesetzt. Die Animation wirkt fotorealistisch. Seien es Wall-E, oder Eve, oder riesige Müllberge - es sieht äußerst echt aus. Hut ab, liebe gestresste Animatoren!

Aber die Geschichte...

...ist ebenso wunderbar! :-)

Im Kern handelt sie von Menschlichkeit. Von Authentizität. Von Gefühlen. Von Herkunft und Bestimmung.

Vielleicht erscheint diese Tatsache etwas simpel. Aber ein guter Film muss nicht unbedingt eine komplexe Geschichte erzählen, um zu fesseln. Emotion und Umsetzung zählt. Und diese Fakten treffen auf Wall-E durchaus zu.

Der kleine Roboter wird dargestellt wie der nette, kumpelhafte Typ von nebenan, dem man einfach nicht böse sein kann, egal was für Mist er auch anstellt. Wall-E entpuppt sich als Träumer. Er sehnt sich nach einem Kumpel. Mit dem er abhängen oder einfach nur Spass haben kann. Aber bei dem er sich auch sicher ist, dass der eine dem anderen ein gewisses Grad an Loyalität entgegen bringt.

Eve, die hübsche Sonde, die im entfernten Sinn an einen iPod erinnert (da zwinkere ich mal dem Apple-Chef zu, der ja ein paar Anteile an PIXAR hält *zwinker*), erfüllt seine Träume. Wall-E ist nicht mehr allein. Und hat jemanden, um den er sich kümmern kann. Und seine Gefühle werden erwidert.

Ist doch egal, ob nun zwei Roboter im Mittelpunkt der Geschichte stehen, oder zwei Menschen. Die Figuren funktionieren durch ihre Umsetzung und die sehr menschlichen Verhaltensweisen. Es sind kleine Gesten oder Geräusche, die dies vermitteln. PIXAR könnte wahrscheinlich auch die Liebesgeschichte zweier Erasco-Bohnenbüchsen ebenso gekonnt in Szene setzen. Und das ist durchaus als Kompliment gemeint.

Zu jeder Zeit fiebern wir als Zuschauer mit den beiden Blechbüchsen während ihrer Abenteuer mit. Und sind emotional gerührt.

Die deftige Sozialkritik dieses Filmes gerät dabei fast ins Vergessen. Menschen werden in WALL-E als fette, auf Maschinen angewiesene und äußerst faule Wesen dargestellt.

Da trifft die Faust ins Auge, denn was wäre denn die menschliche Rasse denn ohne ihre geliebte und gleichzeitig verhasste Technologie. Mein Gott, die ganze Welt funktioniert heutzutage doch nur dank Computer. Das solcher Fortschritt irgendwann mal jeglichen Instinkt, der uns (noch) antreibt, auslöscht oder zumindest vermindert ist nicht so abwegig. Ich denke da an diverse Praktikanten, die ich erleben durfte, die nicht mal mehr ihren eigenen Namen fehlerfrei schreiben konnten. Weil sie nur noch dieses beschissene SMS-Kauderwelsch mit all seinen Abkürzungen etc. im Kopf hatten.

Es soll Leute gegeben haben, die einen Herzinfarkt erlitten, als ihr Auto kaputt ging.

Im Film sind die Maschinen, dank der Menschlichkeit die sie durch menschliche Relikte erlangten, eben die Retter der Menschheit.

Sehr ironisch.

WALL-E amüsiert, geht ins Herz und lädt vielleicht auch ein bisschen zum Nachdenken an.

Den Film sollte man gesehen haben.

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